Freisprechungen auf Distanz in würdigem Rahmen
Wie wird der „Corona-Jahrgang“ geehrt, der sich unter besonderen Bedingungen bewähren musste? Klappt die Freisprechung auf Distanz? Fragen wie diese haben Industrie- und Handwerkskammern und Handwerkerverbände im Jahr 2020 kreativ beantwortet.
2020 wird als Corona-Jahr in die Geschichte eingehen: Lockdown, durchkreuzte Pläne, Homeoffice, Leben auf Distanz, Hoffen und Bangen. So bitter das in vielen Situationen auch war, hat es andererseits dafür gesorgt, dass kreative Wege gesucht worden sind. Etwa, was die Freisprechungen im Handwerk angeht. Wer den Endspurt zum Gesellenbrief trotz Pandemie bewältigt hat, sollte auch gefeiert werden, hieß es etwa in der Handwerkskammer zu Leipzig. Das Handwerk wollte auch in Corona-Zeiten zeigen, dass es stolz ist auf die Leistungen des Berufsnachwuchses. Deshalb organisierte die Handwerkskammer Leipzig eine Open-Air-Freisprechungsfeier in Form eines Autokinos.
„Ein klassischer Festakt mit vielen Menschen auf engem Raum, Gratulationen von Kollegen und Umarmungen von Freunden waren ausgeschlossen. Aber gerade der Corona-Jahrgang verdient eine besondere Würdigung", meinte Claus Gröhn, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig. „Trotz Betriebsschließungen, Kontaktsperren und eingeschränkter Prüfungsvorbereitung haben sich die Nachwuchskräfte durchgekämpft und unter schwierigen Bedingungen bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen.“ 487 jungen Gesellinnen und Gesellen aus 46 Gewerken reisten im Auto an, begleitet von Familien und Freunden. Das Showprogramm und die Grußworte flimmerten live auf Großbildleinwänden und für die Übergabe der Prüfungszeugnisse und Gesellenbriefe mit ausreichend Abstand musste nur kurz die Seitenscheibe heruntergekurbelt werden.
Filme über Freisprechungen als Alternative
So ähnlich hat man es auch bei der Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis gesehen, deren jährliche Veranstaltung „Gesell“ normalerweise ein gesellschaftliches Großereignis ist. Absagen sei keine Option gewesen, so Vorstandsmitglied Timo Gerstel, die Würdigung der neuen Kolleginnen und Kollegen sei Ehrensache. Gemeinsam wurde ein Konzept erarbeitet, das ebenfalls eine Freisprechung im Autokino vorsah sowie einen kleinen Film. Auch Andreas Reifsteck, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Region Karlsruhe, wollte keinesfalls auf die Freisprechungsfeier verzichten. Er ehrte die Gesellinnen und Gesellen des „besonderen Jahrgangs 2020“ in einem kleinen, „aber dennoch würdigen“ Rahmen ohne Gäste. Auch diese Ehrung wurde in einem Film festgehalten und über die Sozialen Medien verbreitet.
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) switchte für die Bestenehrung „All the Best!“ im Corona-Jahr 2020 ins Filmformat um. Moderatorin Barbara Schöneberger, normalerweise Gastgeberin auf der Bühne bei der Ehrung der Tops-Azubis, ließ es sich als „Mutter der besten Auszubildenden des Landes“ (so die Selbstbezeichnung Schönebergers), nicht nehmen, virtuell durch die Show zu führen. „Wir machen es uns alle bequem auf dem Sofa oder fläzen uns in einen Gamer-Sessel“, begrüßte sie das Publikum. Nach Grußworten von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem DIHK-Präsidenten Eric Schweitzer wurden die vielen erfolgreichen Gesellinnen und Gesellen kurz vorgestellt. „Es ist immer wieder unglaublich, wie viele tolle Ausbildungsberufe es in Deutschland gibt“, staunte Moderatorin Schöneberger. „Bei der Vielfalt ist wirklich etwas für jeden dabei!“ Diese Aussage gilt übrigens auch mit Blick auf die Aufstiegsfortbildungsförderung (AFBG), denn nach der Ausbildung kann die Karriere weiter nach oben gehen. Das Aufstiegs-BAföG bietet dafür die finanzielle Unterstützung und fördert die Vorbereitung auf mehr als 700 Fortbildungsabschlüsse wie Meister/in, Fachwirt/in, Techniker/in, Erzieher/in oder Betriebswirt/in.