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Das Aufstiegs-BAföG steht allen offen

Auch Menschen im Alter 50plus haben Anspruch auf die Förderung nach dem Aufstiegs-BAföG. Das kann für Betriebsübernahmen im Handwerk wichtig werden, oder wenn eine neue Lebenssituation eine berufliche Neuorientierung erfordert.

Sich weiterzubilden kennt keine Altersgrenze. „Wenn jemand 50 Jahre alt ist und mich fragt, ob es noch einen Sinn ergibt, einen Fachwirt zu machen, sage ich: natürlich!“, berichtet Frank Brückner vom Team kaufmännische Fortbildungsprüfung und Fortbildungsberatung der IHK Frankfurt am Main. Regelmäßig melden sich bei ihm Menschen mit vielen Jahren Berufserfahrung, um sich über ihre Möglichkeiten zu informieren.

Frank Brückner, IHK Frankfurt am Main
Frank Brückner, IHK Frankfurt am Main © privat

 „Eine beliebte Fortbildung bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist die zur Personalfachk auffrau/zum Personalfachkaufmann“, berichtet er. Diese befähigt zur Übernahme von verantwortlichen Aufgaben im Personalwesen. Voraussetzung sind neben einer kaufmännischen Ausbildung zwei Jahre Erfahrung im Personalwesen. Die Fortbildung kann durch das Aufstiegs-BAföG gefördert werden. „Menschen, die sich beraten lassen, weise ich grundsätzlich auf diese Möglichkeit hin“, sagt Brückner.

 

Beim Jobwechsel verschafft ein höherer Abschluss bessere Chancen

„Es kommen regelmäßig Anfragen von Menschen im Alter 50plus und wenn sie noch keinen höherwertigen Abschluss haben, sind sie normalerweise auch förderfähig mit Aufstiegs-BAföG“, erklärt Frank Brückner. Auch wenn jemand den Job wechseln wolle, habe er als ältere Person bessere Chancen mit einem Fachwirt-Abschluss wie zum Beispiel dem Fachwirt für Logistiksysteme. „Als junger Mensch in der Logistik fährt man Gabelstapler. Wenn man älter ist, kann man mit dem Fachwirt auch administrative Aufgaben übernehmen“, sagt Brückner.

Das AFBG unterscheidet hinsichtlich der individuellen Förderwürdigkeit, anders als das BAföG. Es werden eine große Bandbreite von Fortbildungen altersunabhängig gefördert. „Das Aufstiegs-BAföG unterstützt den Prozess des lebenslangen Lernens und den Besuch strukturierter Fortbildungsmaßnahmen der beruflichen Bildung“, sagt Olaf Haushälter, Leiter der Bildungsförderung bei der NBank, der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen. Sie ist zuständig für die Bearbeitung der Anträge im Bundesland. „Primärer Impuls ist die persönliche Entscheidung des Einzelnen zu einer Fortbildung. Nur weil man lebenserfahren ist, ist der Zug noch lange nicht abgefahren!“, fügt er hinzu.

 

Die Zahl der Anträge steigt

Noch ist die Zahl der Anträge für eine Förderung durch das Aufstiegs-BAföG, die von Menschen 50plus gestellt werden, weitaus geringer als die Anträge von jüngeren Berufstätigen. „Die meisten älteren Menschen sind beruflich voll integriert“, sagt Haushälter. Feste Arbeitsverhältnisse und geordnete private Verhältnisse gäben Sicherheit. Häufig werde die Bereitschaft sich fortzubilden größer, wenn äußere Faktoren sich ändern: der Arbeitsplatz verloren gehe oder durch eine private Umbruchsituation wie einer Scheidung neue Anforderungen gestellt werden.

Dr. Anett Brauner, Referatsleiterin in der Abteilung Berufliche Bildung beim Zentral-verband des Deutschen Handwerks (ZDH)
Dr. Anett Brauner, Referatsleiterin in der Abteilung Berufliche Bildung beim Zentral-verband des Deutschen Handwerks (ZDH) © privat


Die Zahlen zeigen jedoch, dass das Interesse steigt. Laut der Statistik hat sich über alle Wirtschaftsbereiche die Zahl der Anträge für das Aufstiegs-BAföG von Menschen 50plus seit 2010 verdoppelt – wenn auch auf niedrigem Niveau, weiß Dr. Anett Brauner, Referatsleiterin in der Abteilung Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Grundsätzlich gibt es auch bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein Interesse an Fortbildungen. Untersuchungen belegen, dass betriebliche Fortbildungen in der Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren sehr verbreitet sind, wenn sie auch oft kürzer ausfallen als ein Meisterkurs.

Die wichtigste Förderung im Handwerk

Brauner betont die Bedeutung des Aufstiegs-BAföGs für das Handwerk. „Für uns ist es das wichtigste Förderinstrument für die Höhere Berufsbildung“, sagt sie. Das rühre daher, dass die im Handwerk wichtige Meisterqualifikation häufig mit der Förderung verbunden ist. Und der Handwerksmeister stellt im Handwerk die wichtigste Fortbildung dar. Laut Anett Brauner waren 2019 die KFZ-Technikermeisterin und der KFZ-Technikermeister sowie die Elektrotechnikermeisterin und der Elektrotechnikermeister die Abschlüsse im Handwerk, für die am häufigsten Aufstiegs-BAföG beantragt wurde.

„Es ist wünschenswert, dass auch Menschen 50plus die Förderung in Anspruch nehmen“, sagt sie, „denn die Förderung ist ausdrücklich auch im fortgeschrittenen Alter möglich und sollte daher auch wahrgenommen werden.“ Das ist auch vor dem Hintergrund von rund 125.000 anstehenden Betriebsübergaben in den kommenden fünf Jahren zu sehen, für die es ausreichend qualifizierte Fachkräfte brauchen wird. Wenn im Handwerk eine Betriebsübernahme in einem zulassungspflichtigen Beruf ansteht, dann ist der Meisterbrief gefragt. Gesellinnen und Gesellen müssen spätestens dann noch einmal die Schulbank drücken.

Fortbildung in der Pflege

Olaf Haushälter weist in diesem Zusammenhang auf die besonderen Bedingungen beim Aufstiegs-BAföG hin: Es bietet einen Vollzuschuss im Unterhaltsbeitrag und Familienzuschläge. Gleichzeitig sind hohe Freibeträge bei Einkommen und Vermögen vorgesehen. „Diese Konditionen lassen auch eine Unterstützung der Menschen zu, die im Berufsleben Rücklagen gebildet haben“, sagt er. Laut seinen Informationen sind bei Älteren Pflegeberufe, der Beruf der Bilanzbuchhalterin bzw. des Bilanzbuchhalters und andere kaufmännische Fortbildungen beliebt. „Vor allem Kräfte aus Osteuropa, die nach Deutschland zugezogen sind, zeigen hieran Interesse“, sagt er. Angesichts des großen Bedarfs in der Pflege und auch im kaufmännischen Bereich werden gut ausgebildete Menschen hier dringend gebraucht.